800 Jahre Bergbau im Mansfelder Revier: Bergwerk Bernhard Koenen
Bergwerk Koenen Schacht 2
Die Schachtanlage Bernhard Koenen in Niederröblingen nahm 1958 den Betrieb auf. Der Schacht 2 des Bergwerks ging im Jahr 1962 – also zu Zeiten der Deutschen Demokratischen Republik – als einer der zahlreichen Kupferschächte im Mansfelder Land in Betrieb. Namensgeber der Grube war der ehemalige kommunistische Politiker Bernhard Koenen, in den 1930er Jahren verfolgt und nach seiner Rückkehr aus dem Exil Gründungsmitglied der SED in der sogenannten sowjetischen Besatzungszone. Die Namensgebung der Anlage erfolgte erst 1964. Zuvor hieß das Bergwerk u. a. VEB Kupferbergbau Niederröblingen.
Die Teufarbeiten für den ersten Schacht begannen im Jahr 1952. Starke Wassereinbrüche verzögerten die Arbeiten und so dauerte es fast zwei Jahre bis eine Teufe von 319m erreicht war. Dort erreichte man das Steinsalz. Das mächtige
Steinsalzflöz musste aufwendig gegen Wasserzuflüsse aus dem Schacht abgedichtet werden, schließlich sollte es an anderer Stelle noch gewonnen werden. Die Endteufe von Schacht 1 erreichte man bei 693m.
Nach der Fertigstellung von Schacht 1 begann 1956 die Erstellung des Schachtes Bernhard Koenen 2 in Nienstedt. Die Arbeiten werden von Schachtbau Nordhausen durchgeführt. Wie Schacht 1 hat er einen Durchmesser von 6m. Die Endteufe von 859m wurde 1961 erreicht. Bis Mitte 1959 wurde eine 3,6km lange Strecke bis zu Schacht 2 aufgefahren. 1978 wurde der Wetterschacht „Mönchpfiffel“ in Betrieb genommen um das neue Grubenfeld „Allstedt“ zu bewettern. Im Jahr 1986 wird Schacht Holdenstedt begonnen. Der größte Bohrmeissel der DDR kommt dabei zum Einsatz.
1973 wurde das Werk von Kosmonat und „Held der Sowjetunion“ Alexei Archipowitsch Leonow besucht und die Belegschaft 1974 mit dem Karl-Marx-Orden, der höchsten Auszeichung der DDR ausgezeichnet. Einst gab die Grube 4.700 Menschen Arbeit. Die Beziehung zu Kosmonauten bekam eine gewisse Tradition und so besuchte neben weiteren anderen Kosmonauten 1979 auch der erste Deutsche im All die Anlage: Sigmund Jähn. Die im Bergwerk tätigen Brigaden wurden zu dieser Zeit teilweise nach Kosmonauten benannt. Noch 1987 kamen bei einem Grubenbrand drei Bergleute ums Leben. Nach der Wende wurde Bernhard Koenen 1990 stillgelegt.
Aus den Abbaufeldern von Bernhard Koenen wurden insgesamt rund 14 Mio. Tonnen Erz mit einem Kupfergfehalt von 315.000 Tonnen und zudem rund 1.600 Tonnen Silber gefördert. Im gesamten Mansfelder Land wurden über die 800 Jahre währende Spanne des aktiven Bergbaus über 2,5 Millionen Tonnen Kupfer gefördert. Funde von bronzezeitlichen Schmelzrersten weisen auf eine Nutzung von Erzen bereits vor über 4.000 Jahren hin. Im Sangerhäuser Revier wird der Kupferbergbau erstmalig 1372 in Dokumenten erwähnt. Es handelt sich dabei um eine Urkunde über den Kauf der Stadt Sangerhausen mit ihren Bergbaurechten durch den Landgrafen von Thüringen.
Heute befinden sich kleinere Gewerbebetriebe auf dem Gelände von Bernhard Koenen Schacht 2. In der Nachbarschaft existieren noch regional typische Spitzkegelhalden und nur sehr wenige Reste der ursprünglichen Hauptanlage. Leider ließ man der erhaltenen Landschaftsmarke über Schacht 2 ihr Führungsgerüst nicht und so ist der Anblick für den Bergbaufreund sicherlich zunächst etwas gewöhnungsbedürftig. Die unmittelbar neben dem Gerüst befindliche Halde ist ca. 125m hoch und besteht aus sieben Millionen Kubikmeter Abraum.