Bergwerk Bischofferode: Ein Kaliwerk mit einer wechselvollen Geschichte

Kaliwerk Bischofferode BergwerkBergwerk Bischofferode wurde 1909 ursprünglich von der „Gewerkschaft Bismarckshall“ bei Bischofferode errichtet. Es wurden zwei Schächte geteuft: Schacht 1, Weithmannshall und Schacht 2, Holungen. Die Kaliförderung wurde 1911 aufgenommen. Im Jahr 1927 übernahm die Wintershall AG das Werk. Nach Ende des zweiten Weltkrieges kam es bis 1952 unter sowjetische Verwaltung.

1968 wurde ein bereits 1926 stillgelegter Förderschacht des Kaliwerks Neubleicherode als Wetterschacht für das Bergwerk Bischofferode reaktiviert. Der in einer Salzlauge abgesoffene Schacht musste hierfür aufgrund von Schäden durch eine Betonvorbausäule verjüngt und stabilisiert werden. Das zu DDR-Zeiten als „Volkseigenes Kaliwerk Thomas Müntzer“ bekannte Kaliwerk Bischofferode war bis 1993 in Betrieb. Noch 1988 erreichte die Kali-Grube eine Jahresförderung von 3,7 Mio. Tonnen Salz. Insgesamt wurden rund 114 Millionen Tonnen gefördert. Wie viele DDR-Betriebe stellte auch das Kaliwerk Bischofferode Güter her, die mit dem eigentlichen Unternehmen nichts gemeinsam hatten. So war man ab 1985 Hersteller von Lehneneinstellern des Wartburg sowie von Dachfenstern. 

Kaliwerk Bischofferode in den Händen der Treuhandanstalt

Zwischen 1990 und 1993 wurden unter der Regie der Treuhandanstalt über 1.000 Arbeitsplätze abgebaut. Für 700 damals zunächst verbliebene Kumpel erfolgte die Stilllegung 1993 nach großen Protesten im Zuge der Übernahme durch einen westdeutschen Konkurrenten, die K+S AG. Auch ein Hungerstreik der Kali-Kumpel war zwar sehr medienwirksam, konnte den Gang der Dinge aber nicht mehr aufhalten. Die Politik versprach 700 Ersatzarbeitsplätze in Nachfolgebetrieben. Es sollen seitdem nur rund 100 entstanden sein. Einige davon bietet das auf dem ehemaligen Bergwerksgelände entstandene Biomassekraftwerk der Stadtwerke Leipzig. Bischofferode hat indes mangels beruflicher Perspektiven hunderte Einwohner verloren.

Bis ins Jahr 2018 waren zeitweise noch rund 50 Beschäftigte auf dem Bergwerk tätig, um es zu sichern und die Flutung zu kontrollieren. Im Jahr des Endes des Steinkohlebergbaus in Deutschland endeten zeitgleich auch die Verwahrungsarbeiten in Bischofferode und eine weitere Bergbaugeschichte ging zu Ende. Die übertägigen Anlagen inklusive der Fördergerüste sind heute größtenteils verschwunden. Die untertägigen Hohlräume bleiben allerdings weiterhin unter Kontrolle, genauso wie das „Salzlaststeuerungssystem Südharz“, durch das ausgespülte Salze (überwiegend Haldenwässer) in die Wipper geleitet werden. Auch der Schacht Neubleicherode wurde verfüllt und rückgebaut.