Zeche Fürst Leopold: Wechselvolle Geschichte in Dorsten

Zeche Fürst Leopold Bergwerk Dorsten Wulfen BaldurDie Zeche Fürst Leopold nimmt ihre Förderung 1913 in Dorsten-Hervest auf. Im Jahr 1918 übernimmt die Hoesch AG das Bergwerk. Im gleichen Jahr beginnt ein mehrmomnatiger Streik der Bergleute für höhere Löhne und Sozialleistungen. Die Ausschreitungen gipfeln in der Tötung eines Vorstehers. Verhandlungen ergeben bessere Bezahlung, kürzere Schichtzeiten und einen aus heutiger Sicht äußerst bescheidenen Jahresurlaub.

1923 besetzen belgische Truppen das Bergwerk Fürst Leopold. Der untertertägige Verbund der Zeche auf ihrer 2. Sohle und der Zeche Baldur auf der 3. Sohle erfolgt ab 1926 bei einer Teufe von etwa 700 m und nehmen den Zusammenschluss der beiden Zechen quasi vorweg. Die Verbindungsarbeiten kommen jedoch zunächst zum Erliegen. 1930/1931 folgt der Zusammenschluss mit der Zeche Baldur zu Zeche Fürst Leopold/Baldur. Im Juni 1931 erfolgt der Durchschlag, der bereits 1926 aufgefahrenen Verbindungsstollen.

Noch im Sommer 1934 werden Teile von Dorsten wegen grassierender Arbeitslosigkeit und Armut zu Notstandsgebieten erklärt. Von 1936 an geht es aufgrund der Nachfrage durch die Rüstungsindustrie wirtschaftlich zunächst scheinbar wieder bergauf. In der Produktion werden bald auch Kriegsgefangene eingesetzt. Der Zweite Weltkrieg trifft dann auch das Bergwerk Fürst Leopold selbst und so werden die Tagesanlagen 1945 bei Luftangriffen schwer beschädigt. Kurz nach dem Krieg geht Fürst Leopold / Baldur wieder an die Hoesch Bergwerks-AG, um die Hoesch-Westfalenhütte mit Steinkohle zu versorgen.

Zeche Fürst Leopold / Baldur erlebt das Wirtschafswunder und Kohlekrise

In den Wirtschaftswunderjahren erreicht Zeche Fürst Leopold / Baldur eine Rekordförderung von rund 1,5 Millionen Tonnen mit gut 4.200 Bergleuten. Die durch den sinkenden Bedarf und steigende Importe folgende Kohlekrise sorgt allerdings für sinkende Förderung und Belegschaft. In den 1960ern beträgt sie nur noch rund 900.000 Tonnen, während die Belegschaft dadurch auf unter 2.000 sinkt.

Im Rahmen der Neuordnung des Kohlebergbaus unter dem Dach der Ruhrkohle erfolgt der Zusammenschluss mit der Zeche Wulfen zum Bergwerk Fürst Leopold/Wulfen. Damit endet die vor und nach dem 2. Weltkrieg lang andauernde Ära unter dem Dach des Hoesch-Konzerns. Die Zeche Wulfen baute ebenfalls auf Dorstener Gebiet lange Jahre unter schwierigen Bedingungen Zollverein-Flöze ab. Unter anderem baute man hier aufgrund von Ausgasungen die Flöze in umgekehrter Reihenfolge ab. Schacht Wulfen 2 bekam noch 1979 ein modernes Stahlkasten-Doppelbockfördergerüst und wurde als Material- und Seilfahrtanlage ausgelegt. 1981 erfolgte der Förderverbund mit Zeche Fürst Leopold. 1988 wurde dort Schacht 1 zum Zentralschacht und hierfür ebenfalls mit einem modernen Stahlkastengerüst und Vierseilförderung ausgestattet. Noch in den 1990er Jahren wurde ein Schacht Wulfen 3 geplant. Die anhaltende Krise der Steinkohleförderung führte jedoch dazu, dass diese Pläne nie in die Tat umgesetzt wurden.

Modernisierung von Bergwerk Fürst Leopold / Wulfen unter der Ruhrkohle AG

Schacht 1 wird im Rahmen der Modernisierungen auf Skipförderung umgerüstet und es werden in diesem Zuge auch neue Siebmaschinen errichtet. Ausserdem wird bereits 1983 eine neue Mischanlage in Betrieb genommen. Schacht 1 von Standort Baldur wird als Wetterschacht tiefer geteuft. In den 1990er Jahren erreicht Fürst Leopold so neue Rekordleistungen mit fast 2,5 Millionen Tonnen Förderung.

1998 erfolgt der Zusammenschluss mit dem Gelsenkirchener Bergwerk Westerholt zum neuen Bergwerk Lippe. Er wurde mit starken Protesten begleitet, die den Zusammenschluss jedoch auch nicht verhindern konnten. Die Förderung auf Fürst Leopold wird 2001 aufgegeben. Wulfen 1 und 2 sowie der Schacht Baldur 1 werden verfüllt. Auf Zeche Fürst Leopold wird noch Bewetterung und Wasserhaltung für den neuen Verbund im Bergwerk Lippe betrieben. 2019 wird Fürst Leopold Schacht 2 verfüllt, da er für die Wasserhaltung nicht mehr benötigt wird.

Was vom Bergwerk in Dorsten bleibt

Das Bergwerk war mit bis zu 4 1/2 tausend Arbeitsplätzen lange einer der größten Arbeitgeber Dorstens. Neben Bewetterung und Wasserhaltung haben die Dorstener Anlagen ihre Funktion verloren. Nachdem Schacht 1 nicht mehr für die Bewetterung benötigt wurde, folgte 2008 der Abriss des Gerüstes und eines großen Teils der Tagesanlagen. Nach Verkauf von Teilflächen an die TeDo GmbH bewegt sich die Nachnutzung im Umfeld von Kunst, Handel, Gastro, Wohnen und Freizeit. Die noch erhaltenen Anlagen sind parkähnlich eingebunden worden. Das Fördergerüst über Schacht 2 gehört seit 2015 zur Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur. Es wurde seitdem saniert und erstrahlt heute in weissem Schutzanstrich.